Die Panik vor der Panik

Das rosarote Krokodil

Wer kennt sie auch? Die Panik, das rosarote Krokodil, dass ständig hinter dir steht...

Die Panik hat sich zu einem Vollzeitjob entwickelt. Morgens wache ich auf, als hätte ich im Schlaf bereits einen Marathon durch den Verstand absolviert. Mein Kissen ist feucht von den ersten Schwitzattacken, kurz nach dem sich meine Augen öffnen. Jede Nachricht auf dem Handy, jeder kleine Piepton wird zur potenziellen Apokalypse. Und ich denke: „Okay, heute bleibt alles ruhig. Ich kontrolliere erst mal meine Atmung…“ – und fünf Minuten später steht das rosarote Krokodil schon mit Kaffeetasse und einem spöttisches Grinsen in der Küche.

Der einzige Rettungsanker in dieser grotesken Realität ist die richtige Dosierung.💊 Aber Vorsicht! Frage deinen Arzt oder Apotheker oder lese den Beipackzettel, um dann zu entscheiden, wieviel mehr du einnehmen kannst. Die perfekte Dosis ist eine Art mystischer Goldstandard – irgendwo zwischen „Ich kann es noch ertragen“ und „Warum existiere ich noch?“ mit dem Blick auf die Wellen, während die Sonne darin versinkt.

Und während ich versuche, diesen heiligen Gral zu finden, muss ich einsehen, dass alle Selbsthilfebücher, Apps und Podcasts entweder blau-optimistisch oder grau- deprimierend sind. Diese TikTok- und YouTube-Gurus zeigen lächelnd, wie ich durch Atmen oder Tanzen meine Welt retten kann, während ich nicht aus Versehen die Küche in Brand zu setze.

Panik und Angst sind wie ungebetene Gäste, die ich nur mit Tabletten und Sarkasmus vor die Tür setzen kann und mit einem gut trainierten Humor. Manchmal hilft kein rationales Argument, kein tiefes Durchatmen, kein „stell dich nicht so an“. Nur die Mischung aus Ironie und der richtigen Dosierung lässt mich hoffen, dass ich die nächste Panikattacke zumindest halbwegs elegant überstehe – und mit Würde im Bademantel auf der Bettkante sitze.


🌿 Eintrag – Der Tag, an dem Verstehen spürbar wurde

Es gab viele Tage, an denen ich wusste, was mit mir los war.
Ich konnte es erklären, analysieren, sortieren – mein Verstand war längst aufgeklärt.
Aber Wissen heilt nicht, wenn der Körper noch im Krieg steht.

Heute ist etwas anderes passiert - Zum ersten Mal haben Kopf und Körper dasselbe verstanden:
dass meine Angst kein Feind ist, sondern ein alter Wächter,
dass mein Schweigen kein Versagen ist, sondern Selbstschutz.

Ich habe aufgehört, mich dafür zu verurteilen, dass ich mich anpasse.
Ich habe verstanden, dass Anpassung früher mein Überleben gesichert hat.

Heute darf ich die Anpassung langsam ablegen - ohne mich selbst zu verlieren.

Ich brauche nur Bewusstsein – und das habe ich heute gespürt.

Ich habe es nicht gelesen oder verstanden – ich habe es gefühlt.

Genau hier beginnt Heilung - nicht im Erklären, sondern im Erkennen.


🎮 Der Controller und die Ohnmacht

Wenn Männer sich Level statt Leben holen

Er sitzt da, den Controller in der Hand, und besiegt Dämonen, Bosse und Moster, während ich mit Formularen kämpfe.
Er trägt eine Rüstung aus Pixelschweiß, ich trage eine Rüstung aus diplomatischem Papierkram.
Und so retten wir beide auf unsere Weise unsere Welt.

Ich habe gelernt: Der Controller ist kein Spielzeug.
Er ist ein Symbol – ein kleiner Plastik-Gott, der ihm für ein paar Stunden das gibt, was das Leben ihm verweigert hat: Kontrolle.
Ein Knopfdruck, und die Welt gehorcht ihm.
Kein Beamter, keine Ablehnung, kein Formular, das noch fehlt.
Nur Gegner, die sich erschlagen lassen und danach brav ihre Punkte abgeben.

Ich könnte mich ärgern, wie andere Ehefrauen, über das viele Zocken - Aber dann sehe ich, wie ruhig sein Gesicht wird, wenn der Boss endlich fällt, wie die Trophäe aufblinkt und sich in seinen Augen spiegelt, und für einen Moment fühlt er, wieder jemand zu sein - der Held, der den Phantasie-Boss besiegt hat.

Er braucht dieses Gefühl so dringend, wie ich das Gefühl brauche, dass einer von uns beiden noch funktioniert.
Er kämpft mit Bossen, ich mit Behörden. Er drückt Knöpfe, ich unterschreibe Formulare.
Und am Ende des Tages, wenn wir beide müde sind, fragen wir uns still, wer von uns hat wirklich gewonnen.

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Vielleicht ist das unsere Art von Partnerschaft:
Ich halte das System am Laufen, er hält das Symbol am Leben.
Ich kontrolliere die Realität, er kontrolliert den Bildschirm.
Und irgendwo dazwischen, zwischen Formularstapeln und Game-Over-Screens,
versuchen wir, nicht zu vergessen, dass wir auf derselben Seite spielen.

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